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Dienstag, 22. November 2016, 09:00

Warum wir in Österreich die Jagd brauchen (Die Presse - 22.11.2016)

Die Presse

Warum wir in Österreich die Jagd brauchen

Die Jagd, sofern sie nachhaltig durchgeführt wird, kann erwiesenermaßen einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten.

KLAUS HACKLÄNDER (Die Presse)

Es ist schon bemerkenswert: Die Jagd findet regelmäßig ihren Weg in die Medien. Nicht nur jetzt im Herbst, wenn wieder vermehrt in Berg und Tal mit Büchse oder Flinte dem Wild nachgestellt wird, und auch, obwohl die meisten Österreicher wenig mit dem Weidwerk vertraut sind. Erst kürzlich wurde beispielsweise in der „Presse“ wieder diskutiert, ob nicht auch die Rückkehrer von Luchs, Bär und Wolf unsere heimischen Wildtiere regulieren könnten.
Auch wenn nur 1,5 Prozent in Österreich selbst auf die Jagd gehen, lassen die jagdlichen Themen nur wenige kalt. Nach wie vor stellt die Bevölkerung nicht infrage, dass wir in unserer Kulturlandschaft Wildtiere „managen“ müssen. Wie allgemein bekannt ist, gibt es Arten, die durch die Form der Landnutzung des Menschen profitieren und in ihrem Bestand zunehmen. Dies führt zu Konflikten zwischen Wildtieren und Menschen, nicht nur in der Land- und Forstwirtschaft, sondern auch bei Gartenbesitzern, Anglern oder auch Fußballvereinen (wenn nämlich die Wildschweine vor dem wichtigen Heimspiel das Spielfeld umgewühlt haben).


Der Ruf nach Jagdverbot

Andererseits gibt es auch Wildtiere, die in unserer Kulturlandschaft auf der Verliererseite stehen. Lebensraumverlust führt zu ausgedünnten Populationen und in der Folge lokal zum Aussterben. Hier helfen Schutzgebiete nur zum Teil. Wirksamer Naturschutz findet schließlich auf der Fläche statt.
Jägerinnen und Jäger sind an einem intakten, artenreichen Lebensraum interessiert und hegen ihre Reviere. Ohne Jäger gäbe es weniger Tümpel, Hecken oder Brachflächen. Die Jagd, sofern sie nachhaltig durchgeführt wird, erhält also die viel beschworene Biodiversität, sie mindert Konflikte in der Kulturlandschaft und – so ganz nebenbei – führt sie auch zu einem köstlichen, gesunden und ethisch hochstehenden Lebensmittel, dem Wildbret.
Trotz dieser positiven Aspekte der Jagd ertönt immer öfter der Ruf nach Jagdverbot, vor allem von Gruppen, die für Tierrechte eintreten und für den wohlschmeckenden Hirschschinken nicht empfänglich sind. Wagen wir einmal das Gedankenspiel: Was würde passieren, würde die Jagd, so wie sie in Österreich gesetzlich geregelt ist, verboten?
Sollte die Jagd abgeschafft werden, kollabiert das Ökosystem jedenfalls nicht. Es ändert jedoch seine Gestalt. Arten, die reguliert werden müssen, vermehren sich noch mehr. Jene, die gehegt werden sollten, verschwinden ganz.
Ein neues ökologisches Gleichgewicht stellt sich ein, aber es ist zu bezweifeln, ob dieses mit der Art und Weise, wie wir unsere natürlichen Ressourcen nutzen wollen, in Einklang zu bringen ist. Österreich ist so wenig Wildnis wie die Niederlande für Hochgebirgstouren geeignet ist. Wir leben in einer vom Menschen geformten, unnatürlichen Kulturlandschaft. Die Tiere und Pflanzen in ihrer Vielfalt und Häufigkeit sind das Ergebnis unserer Landnutzung. In dieser künstlichen Welt müssen wir Tiere regulieren, selbst wenn die Jagd abgelehnt wird.
Auch in den österreichischen Nationalparks wird noch gejagt, man nennt es eben nur Wildtiermanagement. Im Schweizer Kanton Genf, in dem die Jagd durch zahlende Jäger per Volksentscheid 1974 abgelehnt wurde, gibt es jetzt eine Jagd durch bezahlte Wildhüter. Jährlich werden 150 bis 200 Stück Schwarzwild geschossen, sehr effizient, aber ohne Rücksicht auf Tierrechte und auf Kosten der Steuerzahler.


Eine Art des Neokolonialismus

Jagdgegner versuchen auch, den Export von Jagdtrophäen aus Afrika zu unterbinden. In einer neokolonialen Art möchten also Europäer und US-Amerikaner den afrikanischen Staaten vorschreiben, wie sie mit ihren wild lebenden Tieren umzugehen haben. Dabei hat die Jagd auf Büffel und anderes Großwild diesen Tieren erst ihre Existenzberechtigung gesichert.
Die lokalen Stämme bekommen durch Abschussgebühren wichtige Einnahmen zu Erhaltung ihrer eigenen Existenz und damit Anreize für die Erhaltung von Arten, die sonst lediglich als Schädlinge für die Ernte beziehungsweise als gefährlich für Nutztiere eingestuft werden. Durch die Jagd erhalten viele Wildtiere einen besonderen Schutz, Wildhüter werden zur Abwehr von Wilderei eingesetzt, Felder und Vieh können durch teure Zäune oder Pferche geschützt werden.
Während in Kenia die Wildtierpopulationen von 1977 (Beginn des Jagdverbots) bis 2016 durchschnittlich um 68Prozent schrumpften, erhöhte sich im gleichen Zeitraum die Zahl der (bejagbaren) Breitmaulnashörner in Südafrika ausgehend von ca. 2000 Tieren um 900 Prozent. Egal, ob Genf, Kenia oder Österreich: Es braucht ein Management der Wildtiere, um diese zu kontrollieren oder zu schützen.


Das Prinzip Nachhaltigkeit

Die Jagd kann auch in Österreich wertvolle Dienste leisten, findet sie doch flächendeckend statt und ist gesetzlich geregelt. Voraussetzung für ihren positiven Effekt ist jedoch die Beachtung der Nachhaltigkeit, also die Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Prinzipien.
Jagd muss ökologisch sinnvoll sein und darf keine gefährdete Populationen bedrohen; Jagd muss ökonomisch sein und auch in Zeiten einer Finanzkrise noch Sinn haben; und die Jagd muss soziokulturell angepasst sein und in der Gesellschaft Akzeptanz finden.
Dazu haben Experten Prinzipien, Kriterien und Indikatoren entwickelt, mit denen die Nachhaltigkeit evaluiert und dokumentiert werden kann. International ist dieses Konzept schon seit Langem in Naturschutzkreisen anerkannt. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN hat festgehalten, dass die Jagd, sofern sie nachhaltig durchgeführt wird, einen wesentlichen Beitrag zum Artenschutz leisten kann.
Offensichtlich ist dieses Prinzip noch nicht bei allen angekommen: bei manchen Naturschutzverbänden nicht, bei manchen Weidmännern nicht, aber auch noch nicht bei allen Verantwortlichen in Politik und Verwaltung. Hier bedarf es der Aufklärung der Gesellschaft und auch der Achtsamkeit innerhalb der Jägerschaft. Nicht nachhaltige Tätigkeiten sollten aus dem Katalog der Jagdpraktiken verbannt werden. Auch in den Medien fehlt eine sachliche Auseinandersetzung mit der Jagd.


Mehr Fakten, weniger Emotion

Wir brauchen mehr Fakten und weniger Emotion, mehr Argumente und weniger Effekthascherei. Ein schwieriges Unterfangen, schließlich geht es auch um das Töten von Tieren und um den Umgang mit Feuerwaffen. Unser aller Ziel muss es aber sein, in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft so viel wie möglich Biodiversität zu erhalten und gleichzeitig die Nutzung der natürlichen Ressourcen so gut wie möglich zu optimieren.
Auf der einen Seite ist die Jagd gut beraten, ihren wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu kommunizieren. Die Bevölkerung auf der anderen Seite zeigt Weitblick, wenn sie auch weiterhin die nachhaltige Jagd als einen wichtigen Partner bei der oben genannten Zielerreichung wertschätzt.

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Mittwoch, 23. November 2016, 12:51

Guter Artikel

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Waldi2503

Rotwildjäger

Beiträge: 457

Beruf: offen für Neues

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3

Mittwoch, 23. November 2016, 19:24

Danke fürs teilen!

Guter Artikel!

danke
Waldi

4

Donnerstag, 24. November 2016, 18:08

Hallo. Teilweise guter Text. Ohne Jäger würde bei uns alles zusammenbrechen, da bin ich ganz deiner Meinung.Tierfreunde, die Jagdgegner sind leben in einer Traumwelt!

Aber, das mit der Jagd im Ausland zb beschönigst du etwas. Vor einiger Zeit, habe ich im Fernseh zb eine Doku über Elfenbeinjäger gesehen. Deren Plan ist es, bewusst alle Elefanten auszurotten, weil dann das Elfenbein mehr wert wird. Jagd ist absolut nicht überall auf der Welt ok. das muss man auch erwähnen.Und dafon müsst ihr euch ganz klar disstanzieren.. Außerdem verstehe ich nicht ganz, warum du gegen diewiederansiedlung von Luchsen und Wölfen bist.

Desweiteren möchte ich noch erwähnen, dass euer oft schlechtes Ansehen am verhalten von manchen von euch.

Ich würde sagen, Jäger sollten vorweisen können müssen, dass sie sich auch noch irgendwo anderweitig für den Tierschutz einsetzen müssen. Zumindest währe dass ein Vorschlag. meiner Meinung nach, sind jäger nicht mehr , aber auch nicht weniger Tierfreunde, als Nichtjäger auch und da leigt das Problem. jäger sollten außschließlich ganz besondere Tierfreunde sein.

Größe Waldkatze

5

Donnerstag, 24. November 2016, 18:25

Hallo Waldkatze.

Grundsätzlich bin ich bei dir.

Aber... DasWiederansiedeln von Handzahmen Wölfen wie bei uns im Waldviertel ist eine der Hirnlosesten Aktionen die sie sich bis jetzt geleistet haben.
Ich weis aus vertraulichen Quellen das das Muffelwild in Allentsteig bereits so gut wie ausgerottet ist. Das Birkwild wurde auch in letzter Zeit nicht mehr gesehen und die Bauern in der Umgebung haben beim Miststreuen die Wölfe hinter sich nachlaufen gesehen.
Der wilde Wolf oder anders gesagt der Wolf als Wildtier wieder anzusiedeln ging einfach nur nach hinten los.
Der Jäger will keine Wildart ausrotten und versucht alles Wild auf ein verträgliches Maß zu regulieren und dann kommen möchtegerne Tierschützer daher und sind dafür verantwortlich dasß die Artenvielfalt einfach ausgelöscht wird.
Wir hatten auch im oberen Bereich Wolfssichtungen und keiner hatte eine natürliche Scheue was für mich nur heissen kann das sie das gleiche taten wie damals mit den Fischottern: Kastenwagen kommt, bleibt stehen, ein "weiteres Wildtier" ist in "Freiheit" entlassen...

Wie gesagt: GRUNDSÄTZLICH bin ich bei dir, aber Jäger dürfen kein "Wild" einfach so aussetzen.

6

Donnerstag, 24. November 2016, 18:40

Soweit ich informiert bin, ist das Muffelwild bei uns doch gar nicht wirklich heimisch, sondern ist eines der wenigen(und fasan) Tiere, die leider wirklich nur zum schießen hir angesiedelt wurden. :S . Von euch nicht, aber von einer früheren Generation von Jägern.

Wenn das Problem ist, dass die wölfe falsch ausgewildert werden, dann muss man eben schaun, dass sie richtig ausgewildert werden, so dass sie ihre natürliche Scheu noch haben.

Viele Grüße Waldkatze

Waldi2503

Rotwildjäger

Beiträge: 457

Beruf: offen für Neues

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7

Donnerstag, 24. November 2016, 22:04

dass die wölfe falsch ausgewildert werden, dann muss man eben schaun, dass sie richtig ausgewildert werden, so dass sie ihre natürliche Scheu noch haben.


Hi!

Wolf und Bär waren eben lange Zeit bei uns heimisch. Aber da waren wir auch noch ein paar Menschen weniger. Es kann eigentlich kein konfliktfreies Zusammenleben mehr geben. Aus Mitteleuropa liegen zur Reviergröße bisher nur Werte aus Polen vor, dort wurden Reviergrößen zwischen 150 und 350 km² festgestellt.
Das auf Österreich umgelegt, dann kommt man sich einfach in die Quere. Da haben wir nicht genug Platz für alle.

Und ich würde dann auch meine Kinder nicht mehr alleine im Wald spielen lassen in der Dämmerung! Und ob ich dann noch alleine, nach dem Gamssteig (suchen und finden einer gesichteten verletzten Gams) des Nächtens 2 Stunden zur Hütte gehe... ich weiss nicht, wenn Bär und Wolf wissentlich draussen rumziehen. Ich denke, auch der Mensch in Österreich ist auf Bär und Wolf nicht vorbereitet. Wanderungen von Schulklassen in Wolfsgebieten? Versehentlich und unwissendlich nähern sich Sommerfrischler eine Bärin mit Jungen.... könnte dann eine Schlagzeile sein.

Ich bin da eher skeptisch. Aber wissen, ja wissen tue ich es auch nicht.

Und was das Ansehen der Jagd anbelangt, ja da geb ich Dir Recht. Es ist viel hausgemacht. Aber leider prägen hier ein paar Idioten das gesamte Bild von Allen in der Öffentlichkeit. Aber ist jeder "Hofer-Wähler" ein rechter Aktivist? Ist die EU ein Christen-Club? Schlimm ist immer -meiner Meinung nach- wenn alles über einen Kamm geschoren wird und nicht die andere Seite betrachtet wird. Das können die einen sogut wie die anderen.

Harmonische Grüße
Waldi