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Sonntag, 7. Januar 2024, 12:06

Entwicklung der Jagd

Ich kopiere hier einen Beitrag aus dem Forum "Jagd ist mehr als nur ein Hobby", der mir interessant erscheint. Er ist die Antwort eines Jägers auf einen steirischen Bezirkshjägermeister ......

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[align=start]Was für eine Wild ökologische Raumplanung![/align][align=start]Das Ziel der Wildökologischen Raumplanung sollte eigentlich eine Verbesserung der Grundlagen für einen dauerhaften Lebensraum unserer heimischen Wildtierarten, in der heutigen Kulturlandschaft in verträglicher Form sein.[/align][align=start]Wenn ich es nicht selber erlebt hätte was hier zwischen Hochschwab und Ötscher auf diesen herrlichen ehemalig wildreichen Hochalmen in den letzten 40 Jahre tatsächlich passiert ist, wurde ich es nicht glauben. Ich weiß nicht, was man unter einer Verbesserung versteht, aber man hat hier großflächig meist in den Staatsrevieren, den Lebensraum für Rot -Reh und Gamswild quasi zerstört. Durch die Kleinaufteilung der ehemalig großen Berufsjäger betreuten Lebensräume. Diese leistbaren Kleinreviere wurden im laufe der Jahre in immer kürzer werdenden Zeitabständen an unzählige Jagdkunden vergeben, die enorme Preise dafür bezahlten. In den meisten dieser Reviere wird auf Begegnung gejagt, das heißt; es wird auf alles geschossen was im Anblick kommt. Bestätigung findet man bei der Trophäenschau. Dadurch wurde das verbliebene Wild dermaßen Scheu, das das ursprüngliche Tagwild nur mehr Nachts austritt. So wurde dem Wild eine Verhaltensstörung anerzogen und Schäden sind vorprogrammiert. Sämtliche Rehfütterungen wurden in den Staatsrevieren in kurzer Zeit eingestellt, viele dieser Rehe sind während schneereichen Wintern einfach stillschweigend verhungert. Die nur noch wenig vorhandenen Rotwildfütterungen werden nur mehr bei Nacht oder gar nicht angenommen. Dafür hat man Jahre hindurch Notzeitabschüsse freigegeben, da das Wild anscheinend nicht in die Gatter zu bringen war. Ein Armutszeugnis für Jäger! Katastrophale Hunger sowie Angstschälschäden um die Fütterungen waren die Folge und es wurde nie wirklich nach der tatsächlichen Ursache gefragt. Das alles wurde von der Bezirksjägerschaft einfach so hingenommen. [/align][align=start]Gäbe es hier keine Bauern, die den Bezug zum Wild noch nicht verloren haben und das Rot- und Rehwild füttern, wäre die Lage noch katastrophaler. So bejagen die Abschussnehmer der Staatswälder, ganz besonders Rehe, die von den Bauern über den Winter gebracht werden und behaupten dann auch noch, Rehwild zu füttern ist nicht notwendig. Nie hörte ich das die Bezirksjägerschaft sich für diese Zustände beschwert oder sich zumindest distanziert hätte. Es gibt hier sogar ein Staatliches Wintergatter, in dem im Vorjahr nur 3 Stück waren und die letzten 10 Jahre die zweistellige Stückzahl, der zu überwinternden nicht erreicht wurde. Im allgemeinen wurden und werden diese Fütterung so schlecht betreut, das rund um die Futterplätze katastrophale Hungerschälschäden entstanden sind. Ich habe sogar Filmaufnahmen wo ein Rudel Rotwild im Gatter alte Fichtennadel von den Bäumen frisst, da die Wiesen noch nichts hergeben und das vorgelegte Futter miserabel ist. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen und auch in Bildern festgehalten. Fällt wahrscheinlich auch alles unter Wildökologischer Raumplanung.[/align][align=start]Wenn es zu Beginn der Notzeit Wintereinbrüche gibt werden so manche Forststraßen vom Schnee geräumt um das zu Tale gedrückte, scheue Wild besser bejagen zu können. Dazu hofft auch noch "der Bezirksjägermeister, das ein strenger Wintereinbruch das Wild auf die Läufe bringt", um den Abschussplan zu erfüllen. Das man die Wanderer bittet in der Spur zu bleiben ist schon richtig aber mit der derzeitigen Wildsituation hat der Tourist absolut nichts zu tun. [/align][align=start]Immer wieder habe ich in den letzten Jahren unerzogene laut jagende Hunde vom Forstpersonal in den entlegensten Gebieten angetroffen, worauf man auch noch Stolz ist. Anhängen müssen anscheinend nur die Wanderer ihre Hunde.[/align][align=start]Warum wird ein Abschussplan auf Jahre hindurch nicht erfüllt. Ganz einfach, weil das Wild nicht mehr vorhanden ist und das verbliebene wurde so scheu durch die unprofessionelle, radikale Bejagung, das es nicht mehr sichtbar ist. Obwohl in diesen kleinen Revieren während der Schusszeit die unzähligen, wetterfesten Hochstände recht gut besetzt sind, besonders in den Brunftzeiten herrscht fast durchgehender Jagdbetrieb. [/align][align=start]Beim Gamswild wird nur mehr die Hälfte erfüllt, hier gibt es ehemalige Kerngebieten, die gerade zu für dieses Wild geschaffen sind und in denen heute kaum noch ein Stück zu sehen ist. Rotwild bei Tageslicht zu begegnen ist fast ausgeschlossen und Brunftplätze wie früher gibt es nicht mehr. Es werden hier auch großflächige Treibjagden mit enormen Schützen sowie Treiberaufwand und mit frei jagenden Hunden veranstaltet und das oft mit beschämenden Erfolg.[/align][align=start]Abschüsse sollten bis auf wenige gut überlegte Ausnahmen, bis anfangs Dezember vollständig erfüllt sein, da das Wild die Ernährung umstellt und wirklich Ruhe braucht. Eigentlich weiß man das ja schon alles, nur scheint es keinen mehr zu interessieren. Was für ein Glück das dieses Jagdjahr unspektakulär zu Ende ging. [/align][align=start]Zum erfreulichem Gegensatz gibt es in Österreich noch Großgrundbesitzer deren Wildkerngebiete über Generationen hindurch immer gleich betreut werden. Die Abschüsse werden professionell erfüllt, die Gäste werden geführt, das Wild steht oft in erstaunlich hoher Stückzahl völlig vertraut bei den Fütterungen und dann sind Wildschäden auch kein Thema. Das wäre die eigentliche Aufgabe der Jäger um in der Öffentlichkeit auch glaubhaft zu sein. Früher hat man das Hege genannt, diesen Begriff gibt es hier aber leider nicht mehr, wahrscheinlich ersetzt das jetzt dieser tolle Begriff „Wild biologische Raumplanung“. Hier wurde die Jagd zum Modetrend und zur Freizeitgestaltung für eine Gesellschaft, die sich das gerade so leisten kann und das Wild muss es büßen. Wo das hinführt sieht man, wenn man hier diese wunderschönen entlegenen von Touristen noch nicht überlaufenen Reviere betritt. Die Grundbesitzer und dieser Modetrend Jagd sind das eine, aber man würde sich von einer Jägerschaft oder auch vom Jagdschutzverein ein massives Gegensteuern oder klares distanzieren solcher Zustände wünschen.[/align]

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Montag, 8. Januar 2024, 19:37

Gut geschrieben!
Und sicher hat er auch zum Großteil Recht!

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Mittwoch, 17. Januar 2024, 21:27

Gott sei Dank kenne ich solch katastrophale Zustände nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass es gerade in dem beschrieben Gebiet so ist. Hab ich auch von Freunden so gehört. Für die ÖBF ist das Wild entweder zu Schädlingen geworden und / oder teuer verkaufte Abschüsse ein lukratives Geschäftsmodell. In jedem Fall sind Sie Nutznießer.
In den Wienerwaldrevieren rund um Wien steigen jährlich die Preise. Steigt jemand aus, warten gleich ein paar andere darauf und sind auch willig mehr zu bezahlen. Nachdem dann jeder so viel zahlt, will man ja auch was davon haben. Da kann’s dann halt schon sein, dass man es nicht so genau nimmt. Rotwild kommt auch fast nur mehr in der Nacht zum Anblick - na dann schiesst man halt und meldet einfach nicht. Sauen sind extrem vorsichtig geworden und umschlagen die Kirrungen, weil es überall Daueransitzer gibt. Die Sauen ziehen schon und man hat sie auf den Kameras, aber sobald da ein Auto auf den Forststraßen unterwegs war, meiden sie die Kirrungen. Rehe im Laubwald anbirschen … ist halt a bissl schwierig und man muss wieder Stunden am Hochstand verbringen. Anblick hat man dann nach Einbruch der Dunkelheit.

Jagd ist eine Modeerscheinung geworden. Wenn man mit den Kursleitern redet, schlagen die die Hände übern Kopf zusammen, wenn es um die Teilnehmer geht.

Sind jetzt halt nur meine Gedanken dazu. Eine Idee für die Lösung damit sich die Zustände wieder ändern habe ich nicht. In meinem Revier versuche ich die Mitjäger durch Aufklärung bei Vernunft zu halten. Sind aber auch immer wieder Diskussionen
Das ist des Jägers Ehrenschild,
dass er beschützt und hegt sein Wild
weidmännisch jagt wie sich´s gehört,
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt

4

Mittwoch, 17. Januar 2024, 23:04

Entwicklung der Jagd

Ja, was Weidgerecht schreibt über den Wienerwald, muss ich leider bestätigen. Ein echtes Problem sind die Bundesforste. Sie sollten im Sinne der Allgemeinheit handeln, handeln aber nur nach Profitmaximierung und politischen Vorteil. Das Wild und die Entwicklung der Reviere ist ihnen völlig egal. Leider scheinen die Jagdverbände nicht den Mut oder den Willen zu haben, ihnen entgegen zu treten.

Die Preise der BF sind irrwitzig und die kurzfrsitigen Vergaben schädlich für die Jagd und das Wild.

Jagdfreund

5

Donnerstag, 18. Januar 2024, 16:35

Im Süden von Schweden ists auch so. Da sind die Dänen und auch die Holländer nicht so weit weg. Da werden Summen geboten, dass man es fast nicht glauben kann. Hier hängt ja das Jagdrecht mit dem Grundbesitz so zusammen, dass ein jeder Bauer sein Land verpachten kann wie er will. Da entstehen dann Auswüchse wo 30 ha für mehrere tausend Kronen verpachtet werden. Die Rehböcke, die dort erlegt werden sind bei den Nachbarn aufgewachsen.
Ich bin froh im Norden zu leben. Hier haben alle Grundbesitzer in den Dörfern eine Jagdgemeinschaft gebildet und man jagt dann auf der ganzen Dorfflur. Gegen einen geringe Summe, die dann auf die Besitzer pro Hektar ausgezahlt werden. Einer mit viel Grund verdient daran, Einer mit ein paar ha kann jagen, aber bezahlt keine wahnsinnigen Summen. Die Elchjagd ist gemeinsam und alles Andere jagt man wie es das Gesetz will.
Abschussplan giebts nur für den Elch. Rehe giebts hier oben so wenige, die verwalten wir selber.
Was man gegen das Problem mit den Jagdpachten in Österreich oder auch Deutschland machen kann?
Vermutlich garnichts. Es ist wie leider mit Allem heute, das Geld hat die Macht.

6

Donnerstag, 18. Januar 2024, 19:12

Entwicklung der Jagd

Was man gegen das Problem mit den Jagdpachten in Österreich oder auch Deutschland machen kann?
Vermutlich garnichts. Es ist wie leider mit Allem heute, das Geld hat die Macht.

Bei vorhandenem politischen Willenn könnte man durchaus etwas machen. Aber es fehlt der Wille bei den Zuständigen. Man könntez.B. die Pflicht einführen, dass bei einer großflächigen Pachtung durch Ortsfremde die Einheimischen eine Mindestmöglichkeit der Jagd erhalten müssen. Im Nord-Burgenland beobachte ich z.B. folgendes: Reiche Ausländer oder Städter aus Wien pachten große Flächen für ihre Niedrewildjagden. Rehe sind nur "Beifang" und Sauen nur Störenfriede, die man am liebsten ausrotten würde................ Die einheimischen Jäger, die liebend gerne ab und zu ein Reh oder eine Sau schießen würden, müsen ins benachbarte Ungarn ausweichen. (wo es auch immer teurer wird). ....... Das muss nicht sein.

Jagdfreund

7

Freitag, 19. Januar 2024, 10:54

Das ist ja gerade das Problem. Die Leute ( Politiker) die etwas dagegen unternemen könnten finden alles Andere wichtiger, als das was im eigenen Land falsch läuft.

8

Freitag, 19. Januar 2024, 23:00

Entwicklung der Jagd

Die Leute ( Politiker) die etwas dagegen unternemen könnten finden alles Andere wichtiger,

Ja, aber man muss zugeben, dass auch die Betroffenen selbst, die Masse der Jäger, die Zustände hinnimmt, wie sie sind. Wir lassen die Jagdfuntkionäre gewähren, machen ihnen keinen Druck. Also gehen sie vor dem Druck der Grünen, der Medien und der sogenannten Tierschützer in die Knie. Man muss auch die Schuld manchmal bei sich selber suchen.

Jagdfreund

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Samstag, 20. Januar 2024, 08:16

Wen würdet ihr eine Tafel Schokolade verkaufen? Dem der 2€ bietet oder beim der 3€ gibt.
Meine Jagd wurde bei der letzten Vergabe auch teurer nur weil von außerhalb Angebote vorlagen.

10

Samstag, 20. Januar 2024, 09:42

Entwicklung der Jagd

Wen würdet ihr eine Tafel Schokolade verkaufen? Dem der 2€ bietet oder beim der 3€ gibt.
Meine Jagd wurde bei der letzten Vergabe auch teurer nur weil von außerhalb Angebote vorlagen.

Nachfrage und Angebot ist völlig ok. Aber wer sich mit Wirtschaft beschäftigt, weiß, dass man die Riesen im Markt gesetzlich begrenzen und einbremsen muss. Man muss ihnen Zügel anlegen. Sonst fressen sie wie Kraken alle Mittleren und Kleinen. Ein völlig freier und ungeregelter Markt ruiniert sich am Ende selbst aus Gier. Dan gibt es bald nur merh ein paar Monopole und KEINEN Markt mit Nachfrage und Angebot.

Daher bin ich unbedingt dafür, dass auch die Verpachtung von Jagden sich an bestimmte Spielregeln halten muss. ............ In Österreich sieht man ja gerade, wohin die Entwicklung führt: Der ungebremste Herr Benko aus Tirol hat sich ausgebreitet wie ein Krake und reisst jetzt alles mit in den Untergang. Er war übrigens auch einer der Großpächter im Burgenland, die ich angesprochen habe.

Jagdfreund

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